Ein Leben nach den Likes – Instagram probiert es ohne

Nach Tests in Australien, Brasilien, Kanada, Irland, Italien, Neuseeland und den USA hat Instagram sein Experiment “Instagram ohne Likes” global ausgerollt. Es geht um die User Experience. Diese soll wieder freier von Druck, Wettbewerb und Likes werden, der vor allem durch Peer Pressure, also Gruppenzwang ausgelöst wird. Besonders auf junge Menschen ist der Einfluss Gleichaltriger groß. 60,4% der Nutzer sind zwischen 18 und 24 Jahre alt.

Zurück zum guten Gefühl


Nutzer sollen das, was sie mögen liken und nicht strategisch vorgehen. Sie sollen ihr digitales Bauchgefühl zurückbekommen oder wie es Instagram-CEO Adam Mosseri erklärt „der Druck auf Instagram soll sich verringern, es soll weniger kompetitiv sein und mehr Raum geben, sich auf die Verbindung mit den Menschen zu konzentrieren, die sie lieben, und auf Dinge, die sie inspirieren.“ Es geht darum, „Angst zu reduzieren“ und „den sozialen Vergleich zu verringern“.

Nicht nur der soziale Vergleich auf Instagram ist ein Problem. Ebenso Hassrede und Mobbing sind Themen, die mit dieser Maßnahme aktiv angegangen werden. Das „Like-System“, das vom Mutterkonzern Facebook ins Leben gerufen wurde, hat auch zu einer neuen Sucht nach Aufmerksamkeit und Bestätigung geführt. Bleibt diese weg oder wird dafür verurteilt diese nicht zu bekommen, kann das für die betroffenen Personen und deren psychische Verfassung starke Auswirkungen haben.

Was passiert mit Influencern und Unternehmen?


Psychisches Wohlbefinden hin oder her, das Business muss weitergehen. Influencer und Unternehmen verdienen ihr Geld durch Reichweite, indem sie möglichst vielen Menschen ihre Produkte und Dienstleistungen verkaufen. Wenn Likes nicht mehr sichtbar sind, so die Befürchtung, nimmt die Reichweite ab, da sich Menschen aus der Peergroup nicht mehr animiert fühlen einen Beitrag zu liken, von dem sie nicht wissen, wie er bei anderen ankommt. Der Konzern hat angekündigt, dass es für diese Zielgruppen eine Sonderlösung geben werde. Wie die aussieht, ist noch unklar. Influencer sowie Unternehmen nutzen ihre Reichweite um für bestimmte Produkte zu werben. Diese muss nachgewiesen werden, ansonsten fehlt den Kooperationspartnern jegliche Messbarkeit. Laut einer Studie von PWC haben alleine im Jahr 2018 56 % der 16- bis 19-Jährigen Deutschen schon einmal ein Produkt gekauft, das von einem Influencer beworben wurde. 32 % aller Befragten sind durch Influencer schon mal auf ein Produkt aufmerksam geworden.

Status Quo


Eine Studie von HypeAuditor, veröffentlicht von Social Media Today, zeigt, dass es in den Ländern, bei den der „Hidden-Like-Count-Test“ aktiv war, zu einem Rückgang ihrer Likes kam. Bei Influencern mit einer Anzahl von 5.000 bis 20.000 Followern, gingen in allen Ländern die Likes um 3-15 % zurück.

Influencer mit einer Audience zwischen 5.000 - 20.000 Followern beeinflusst das Experiment sichtlich. (Quelle: TechCrunch)
Influencer mit einer Audience zwischen 5.000 - 20.000 Followern beeinflusst das Experiment sichtlich. (Quelle: TechCrunch)

Eine Ausnahme stellt Japan dar. Dort kam es zu einem Anstieg der Likes von 6 % in den Gruppen von Influencern mit 1000 bis 5000 Followern und 100.000 bis einer Million Followern. 

Japan stellt eine Ausnahme dar. Dort gab es in bestimmten Gruppierungen einen Zuwachs von 6 % Followern. (Quelle: TechCrunch)
Japan stellt eine Ausnahme dar. Dort gab es in bestimmten Gruppierungen einen Zuwachs von 6 % Followern. (Quelle: TechCrunch)

Abzuwarten bleiben die Ergebnisse und Reaktionen der einzelnen Länder, die unterschiedlich ausfallen werden. Spannend wird dann, wie Instagram mit diesen Erkenntnissen umgeht und ob die wichtigsten Märkte die finale Entscheidung von Instagram beeinflussen werden oder das Wohlbefinden der Nutzer.

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